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Baby Tragen
Das Baby wird zunächst im Mutterleib getragen. Nach der Geburt beginnt eine Tragezeit ausserhalb des Körpers der Mutter. Aber das Baby kann sich noch nicht aus eigener Kraft fortbewegen. Dieses Tragen wird seit Hunderttausenden von Jahren durch Tragehilfen ermöglicht. Erst ab 1850 kam der Kinderwagen in Europa als Transportmittel ins Spiel. Heute entdecken junge Eltern die natürliche Weise, ein Baby zu transportieren wieder neu. In bergigen Gegenden Deutschlands war das Tragen mit einer Tragehilfe nie ganz verschwunden.
Tragetuch
Tragetücher sind einfach zu handhaben und vielseitiger als Tragesäcke mit Gurten und Schnallen. Das Baby kann von Geburt an bis ins Kleinkindalter in einem Tragetuch getragen werden. Das Tragetuch sollte das Baby gegen Ihren Körper drücken, also ziehen Sie nicht zuviel Stoff an der inneren Seite hoch. Halten Sie den Rücken und die Achseln eines winzigen Babys durch den Stoff des Tragetuchs, wenn Sie es in die richtige Position bringen, damit es sich sicher fühlt und laufen Sie umher, um es zu beruhigen. Wenn es ihm nicht gefällt, sprechen Sie mit Personen die Erfahrung mit dem Tragetuch haben.
Es geht um die Methode, nicht um das Tragetuch. Ältere Babys mögen es aufrecht im Tuch zu sein, um herauszuschauen oder auf Ihrer Hüfte zu hocken. Babys lieben es während ihres ersten Jahres und danach getragen zu werden. Oft sieht man Eltern, die einen leeren Kinderwagen schieben und seinen Bewohner tragen.
Es passt sich stufenlos dem wachsenden Baby an, kann also von der 1. Woche bis zu 3 Jahren genutzt werden!
Es kann durch verschiedene Bindevarianten unterschiedliche Bedürfnisse der Trägerin/des Trägers berücksichtigen.
Die empfohlenen Bindevarianten kommen der Anatomie des Babys zugute (z.B.: breit im Hüftbereich, Blickkontakt oder Schlafsicherheit durch einfaches "Zuziehen").
Man kann das Stoffteil nach der Tragezeit anderweitig verwenden.
Andere Tragehilfen, z.B. Säcke, Gestelle oder Tragesitze, haben diese Vorteile nicht. Einige Ausführungen sind weder für Träger/in noch Kind angenehm. Auch Tragefehler passieren leichter.
Beim Tragen im Tragetuch
Das Tragetuch sollte immer fest gebunden sein. Durch die besondere Webtechnik dehnt sich das Tuch nur wenig - und wenn, dann nach allen Richtungen gleichmäßig.
Die Tragezeit sollte zusammenhängend 4 Stunden nicht überschreiten und nicht mehr als die Hälfte des Tages dauern, wegen der körperlichen Belastung für die Trägerin/den Träger. Also abwechseln! Geschwister, Omas, Tanten einbeziehen!
Wechsel zwischen Abstand und Nähe: nicht tragen, um des Tragens willen (!), eigene Belastungsgrenzen beachten.
Bei Tragebeginn Ausdauer zeigen und innerlich sicher sein, das Richtige zu tun (In der Dritten Welt haben die Babys auch keine Wahl, ob sie getragen werden wollen!).
Das Baby braucht im Tragetuch unter der Jacke des Trägers/ der Trägerin keine "Sachen für Draußen", außer an Füßen und Kopf. Wird es auf dem Rücken getragen, sollte jedoch auf angemessene Kleidung geachtet werden. Die Kinder sind an keinem anderen Ort so warm aufgehoben wie am Körper.
Vorteile beim Tragen
Jedes Baby will getragen zu werden. Sein Instinkt sagt dem Baby, dass es ganz alleine nicht sicher ist, deswegen schreit es, um hoch genommen zu werden. Der Herzschlag vom Baby und die Atmung sind unregelmäßiger, wenn es alleine ist.
Ein Baby zu tragen, ist gesund und kostet wenig. Natürlich versuchenb die Babyartikelhersteller Eltern zu überzeugen, dass es normal ist, das Baby im Kinderwage oder Maxicosi zu transportieren. Denn nur so können sie mehr Kinderwägen, Krippen, Teddys mit Herzschlag, Babyphone, Babywippen, Babyschaukeln, Laufgitter und … verkaufen. Aber die körperliche Distanz von Mutter und Kind ist nur gut für das Geschäft, nicht für die Babys.
Um das Baby zu tragen, braucht man nur ein altes Tuch, ein längeres Stück Stoff oder einen gekauften Tragesack heraus zu holen. Sich das Baby umzubinden, bedeutet nicht, dass das Baby Sie festbindet! Im Gegenteil, viele Mütter stellen fest, dass sie mehr Energie zum Lieben haben, wenn Sie weniger Energie in die Trennung stecken.
Auch zuhause genießt Ihr Baby getragen zu werden und sein Gehirn wird durch immer wieder wechselnde Ausblicke und Positionen stimuliert, anstatt zur Anregung mit einem Schnuller im Mund in eine Schaukel gesteckt zu werden. Türen und Treppen sind keine Hindernisse und ein Tuch kann sogar einen Sichtschutz bieten, wenn Ihr Baby in der Einkaufsschlange einen Snack möchte. Beim Tragen befindet sich das Baby auf Augenhöhe mit der Erwachsenenwelt und wird von Jedem in die Unterhaltung einbezogen. Ein wichtiger Reiz für die Gehirnentwicklung - während ein Baby im Kinderwagen meistens ignoriert wird.
Man kann als Mutter oder Vater auch viel mehr erledigen können, wenn Sie das Baby mit sich herumtragen. Alles was das Baby wirklich möchte und braucht, ist diese geistig abwesende, aber körperlich sehr nahe Art der Betreuung. Dabei ist der eigene Geist wird frei für andere Dinge und Sie brauchen sich keine Sorgen darüber zu machen, wie es Ihrem Baby geht. Sie spüren, wie es ihm geht.
Was spricht für das Tragen?
Das Baby erlebt seine Lebenswelt auch nach der Geburt als von körperlicher und seelischer Bindung geprägt - in dem Sinne: "Ich bin deine Mutter/dein Vater, ich halte dich in Liebe, auch wenn es dir nicht immer gut geht".
Die Wahrnehmung wird gefördert (Gleichgewichtsorgane, taktile Sensibilität, Gesichtskreiserweiterung).
Die Entwicklung des Skeletts und des Bewegungsapparates wird durch Muskelstimulation und adäquate Haltung unterstützt - zur gesunden Entwicklung des Hüftgelenkes und der Wirbelsäule, deren Doppel-S sich durch Kräftigung der Hals- und Lendenbereiche im ersten Lebensjahr herausbildet.
Die gesunde Entwicklung der Frustrationstoleranz wird gefördert, denn Umweltreize werden genutzt bzw. ausgeblendet, je nach den momentanen Bedürfnissen des Kindes.
Die durch das Tragen gewonnene Flexibilität und Mobilität ermöglichen der Trägerin/dem Träger die beinahe ungestörte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben (z.B. Unabhängigkeit von der üblicherweise benötigten Hilfe bei Kinderwagentransport im öffentlichen Nahraum).
Tragekinder entwickeln sich schneller, sind ruhiger und zufriedener - dürfen sich aber auch unzufrieden zeigen, ohne Angst, abgelehnt zu werden.
Anatomie des Baby
Es gibt viele Hilfen um ein Baby zu tragen. Viele Tragehilfen sind dafür konzipiert, das Kind senkrecht vor dem Bauch zu tragen, einige davon auch für das Tragen auf dem Rücken oder auf der Hüfte. Die Tragehilfe muss die speziellen anatomischen Besonderheiten von Säuglingen und Kleinkindern brücksichtigen:
Neugeborene weisen eine typische "Spreiz-Anhock-Haltung" auf. Dabei sind die Hüftgelenke sind nach vorne orientiert, die Oberschenkel ungefähr im 90°-Winkel zueinander gespreizt und im gleichen Winkel nach vorne-oben angehockt
Beim Baby ist das Doppel-S der Wirbelsäule noch nicht ausgebildet. Daher fehlt in der senkrechten Haltung die Fähigkeit, selbst Stöße beim Gehen abzufangen
Bis zum Alter von 6 Monaten ist die Rückenmuskulatur noch nicht stark genug, so dass Babys in sich zusammensacken, wenn sie senkrecht getragen und nicht genügend unterstützt werden. Das kann langfristig zu einem Rundrücken führen
Der Kopf von Säuglingen ist im Vergleich zum restlichen Körper relativ groß und schwer und kann erst mit einigen Monaten über längere Zeit selbständig gehalten werden
Eine gestreckte Beinhaltung ist unnatürlich und kann eine korrekte Ausbildung der Hüftgelenkpfanne behindern
Babys wachsen in den ersten Monaten sehr schnell